Montag, 9. März 2015

Genverwurzelt.

Eine Woche Urlaub im Kontrastprogramm liegen hinter mir. Das aufregende, vielfältige und heißgeliebte Berlin wurde mit einem Wohlfühlaufenthalt auf dem menschenleeren, ruhigen und etwas lahmen Darß gepaart. Wo ich mich nach all dem Stress zunächst vielmehr auf die Ostsee freute, war es am Ende Berlin, das mir gut tat.


Dazu hat auch beigetragen, dass ich in Berlin zum zweiten Mal in meinem Leben meinen (Halb-)Bruder sehen durfte. Erstmals sahen wir uns vor fünf Jahren, als er mich besuchte. Ich schrieb es schon via Instagram: Es war wirklich filmreif, als ich ihm auf dem Bahnsteig schon mit Tränen in den Augen entgegen lief. Es war damals bereits sehr schön und erschreckend, wie ähnlich man sich optisch und charakterlich ist und dennoch abstrus, weil man sich eigentlich fremd ist. Das ist wohl auch der Punkt, weshalb der Kontakt dann zwar weiter bestand, aber sehr sporadisch verlief. Umso mehr freu(t)e ich mich, dass wir uns wiedersehen konnten. Ich war den ganzen Tag endlos aufgeregt. Empfangen hat uns seine - mittlerweile - Ehefrau und sein kleiner Sohn. Beide mochte ich sofort. Mein Bruder, der übrigens nur 355 Tage älter ist, als ich, kam wenig später. Und wir hatten einen schönen Abend - wenn es auch einfach immer komisch bleibt. Aber wenn man sich in den Arm nimmt, bleibt da einfach etwas innig verbundenes, etwas, das man einfach schwer beschreiben kann.

Da wir den gleichen Vater haben, konnte ich in dem Zuge auch ein aktuelles Bild von ihm sehen. Kontakt zu ihm haben aber wir beide nicht. Und auch unsere gemeinsame Schwester nicht: Sie ist im Ausland aufgewachsen und studiert dort mittlerweile (lustigerweise mein Studienfach). Wir alle drei hoffen sehr, dass wir uns noch in diesem Jahr zu einem 'Geschwister-Kennenlernen' treffen können. Denn unsere Schwester haben wir beide noch nie gesehen.


Meine Familienverhältnisse sind natürlich insgesamt nicht so einfach. Und das hat mich nicht nur geprägt, das wird mich auch immer begleiten. Wichtig ist nur, dass ich darauf nicht zu sehr das Gewicht lege. Immerhin kann ich dazu beitragen, dass in meiner eigenen kleinen Familie alles besser und letztlich gut wird. 


Und doch ist es gerade die Familie, über die ich nachdenke. Vielleicht erinnert ihr euch an Tante Lotti? Sie ist leider vor Kurzem verstorben. Das trifft natürlich ganz besonders meine Oma - und es scheint, als sei sie die "letzte Übriggebliebene". Natürlich plagen auch sie Altersgebrechen. Aber zum Glück nichts Dramatisches. Dennoch saß neben mir am gestrigen Kaffeetisch eine offensichtlich zusammengefallene Frau. Der Anblick war für mich schon schlimm genug, on top setzte sie aber noch die ihrer Meinung nach zwingenden Gespräche zum Thema Tod und Erbfall an. Geht gar nicht! Ich will darüber nicht einmal nachdenken - und tue es doch. 







Nun aber werde ich die Zeit nutzen, um mir selbst gut zu tun. Ich habe in diesem - wohl hoffentlich letztem Semester - viel Zeit, um meinen Tagesablauf bedürfnisnah zu gestalten. Und da ich nicht wieder in alte Muster verfallen will, tue ich was - neben der Master-Thesis.



Habt es fein!