Mittwoch, 21. Januar 2015

Hingehört.

Okay, ich revidiere meine Ansicht: Mein Ohrgeräusch aka Tinnitus macht mich fertig. Habe das Gefühl, es ist schlimmer geworden. Aber ich lausche natürlich auch sehr bewusst dahin. Das ist das erste, was ich nach dem Aufwachen tue - und das letzte, was mich abends quält. Hilfe! Da steigt die Panik in mir auf. Und ich schaffe es gerade nicht, mich davon abzulenken. Alles andere ist nebensächlich, ich mach mich sehr fokussiert damit fertig. Ich weiß einfach nicht, was ich tun kann und soll. "Kürzer treten" geht gerade auch nicht, auch wenn ich meine Lernphasen drastisch reduziere. Aber ich sehe schon, dass mir das wieder auf die Füße fällt, indem ich mir vor, während und/oder nach der Prüfung Vorwürfe mache. Herrje.



Samstag, 17. Januar 2015

8 Tage später

... und etwas an Selbstreife weiter.

Mein Ohrgeräusch ist noch da. Aber es ist okay. Wenn es nicht schlimmer wird, möchte ich nicht klagen. Ich darf mich nur nicht zu sehr darauf konzentrieren. Und das ist im Allgemeinen eine gute, wenn auch harte, Übung für mich. Einfach mal auf's "Außen" zu achten. Hin und wieder aber habe ich schon Momente, in denen ich mich frage "Bleibt das jetzt immer so?" Das nimmt mir natürlich ein wenig Wohlbefinden, das steht außer Frage. Aber ich weiß, es könnte schlimmer sein und ich weiß auch, dass dies irgendeinen Sinn hat.

Das Kortison lässt meinen eher niedrigen Blutdruck auf ein Normallevel schwappen, sodass ich in Aktionismus verfalle. Stillsitzen ist gerade überhaupt nicht meins - was im Grunde eine wirklich belebende und erfrischende Erfahrung ist. Aber irgendwann am Tag, zumeist gen Abend, erwischt mich eine extreme innere Unruhe. Einerseits macht sie mir Angst, andererseits weiß ich, dass ich was tun muss. Schwer zu beschreiben. Ich will mich dann gern irgendwie entspannen, mental und körperlich, kann aber nicht. Ich kompensiere meinen Adrenalinhaushalt ein wenig, indem ich hoppse ("Jumping Jack"). Atme einige Male danach ganz tief und bewusst in den Bauch und versuche nach einem "Anti-Stress-Tee", meinem Pensum nachzugehen. Klappt nicht so ganz. Muss aber.

Wo wir bei meiner derzeitigen Entscheidung angelangt sind: Ich mache weiter. Ich studiere, so gut ich kann. Ich versuche, meine eigenen Ansprüche - welches allein die Stressmacher sind - zu reduzieren. Ich rede mir einfach ein, dass es schon klappen wird. Und auch mit einem Schnitt von 3,0 wird mir der Master verliehen. Oder auch mit Überschreitung der Regelstudienzeit bekäme ich diesen akademischen Grad. Und wenn mich so oder so dann kein Arbeitgeber will: Dann ist das so.

Nun habe ich zzt. nicht viel Wahl. In knapp einer Woche schreibe ich schon die erste Prüfung. Ich kann mich jetzt nicht ein paar Tage rausnehmen, mal wegfahren oder Ähnliches. Wenn ich das Studium will, wofür ich mich ja nun entschieden habe, dann muss ich etwas tun. So schwer fiel mir die Überwindung allerdings noch nie. Bildlich umschrieben pfeift mein Hirn aus'm letzten Loch, völlig verdreckt mit alten, anhaftenden Resten. Hier müsste mal gekärchert werden. Es fehlt dazu leider derzeit an Strom. Und so wird quasi mühsam Zelle für Zelle und Synapse für Synapse mit der Zahnbürste geputzt. Nicht besonders gründlich, aber so, dass es ausreicht, um neue künftige Altbeläge reinzupusten. Ein wenig chemischen Kleister mit dazu, damit das Neue auch hält. Reindrücken, draufhauen, fertig.

Ich habe mich in den letzten Tagen wirklich wieder viel mit mir selbst beschäftigt und viel reflektiert. Dabei fiel mir auf, dass ich die Antwort bzw. die Ursache für alle körperlichen Reaktionen intuitiv weiß. Dennoch suche ich immer wieder nach alternativen Gründen - denn die Wahrheit, an der man was ändern müsste, tut ja doch irgendwie immer ein wenig weh. Fakt ist, dass es zzt. nicht nur das Studium ist, was mich ein wenig in die Knie zwingt. Aber so ca. 80 % sind es schon. Da nun aber Rom auch nicht an einem Tag erbaut wurde (ganz schlechte Metapher, habe ich immer gehasst und mag ich eigentlich immer noch nicht) widme ich mich erstmal dem Wichtigsten. Und um die nächsten Wochen zu überstehen gibt's für mich: Hirnnahrung in Form von Nüssen, Bananen und Ginkgo (so oder so); Neurexan und jede Menge an Tee. Daneben versuche ich weiterhin, mein Adrenalin zumindest mit dem Jumping Jack zu bekämpfen, Atemtechniken zu lernen und abends im Bett die Progressive Muskelentspannung durchzuführen.

Das bin alles wiedermal typisch ich: In Akutsituationen möglichst viel (Gutes) tun, damit es bei Besserung wieder abebbt. Kein Wunder, dass mein Körper mit Signalen nicht geizt.






Freitag, 9. Januar 2015

Dosis facit venenum

Der Sturm, begleitet durch Gewitter und peitschenden Regen, der da draußen tobt, kann mich und meine Situation derzeit nicht besser beschreiben.

Ich bin ja bekannt für meine up&down-Phasen, für meine labile und leicht theatralische Art. Für den Hang zum Pessimismus, den selbst auferlegten Druck, den Perfektionismus und für mein hypochondrisches Angst-Dasein.

Und dennoch gibt es Phasen, in denen mir all diese Erkenntnis nichts nützt - in denen da mehr ist, als nur eine Art Verstimmung. So geht es mir seit dem Frühjahr letzten Jahres: Bachelor geschafft, ich auch, Master wartete. In dieser Zeit habe ich auch - in der Überlegung, alles mir Mögliche für die berufliche Zukunft zu tun - ein Jobangebot abgelehnt. Stattdessen bevorzugte ich BAföG, unorganisierte Studienbedingungen und die Inhalte des Masters.

Es begann, wie es zzt. endet: Mit stetigem innerlichem Widerstand. Und auch wenn ich ein Jammerlappen bin, eine Heulsuse bin ich eher nicht so. Aber ich weinte oft seitdem. Das häufte sich mit Selbstzweifeln, Angst vorm Versagen und dem Nicht-mehr-können.
Geht alles vorüber - dachte ich mir immer wieder. Es ist einfach nur Zeit für eine Pause. Doch nach den Sommerferien ging alles von vorn los - zumindest spätestens seit November. Immer wieder lass' ich den Satz "Ich schmeiße mein Studium" fallen. Und ehrlich gestanden ist dies auch ein tiefer innerlicher Wunsch von mir. Könnte ich nun - etwa ein halbes Jahr vor Studiumsende - auch tun. Aber einerseits ist da die Angst, es irgendwann zu bereuen. Andererseits ist die Angst groß, keinen Arbeitsplatz zu finden - allein auf der Tatsache begründet, den Master begonnen aber (aus Arbeitgebersicht aufgrund mangelnder Belastbarkeit) nicht beendet zu haben. Es geht also nicht. Ich habe nicht all die Jahre "gekämpft" und bin diesen Weg nicht gegangen, um mittendrin aufzuhören. Und sowieso gebe ich langfristig eh ungern auf. Und so motiviere ich mich immer wieder. "Es ist jetzt nicht mehr so viel. Januar und Februar - das hälst du noch durch, dann wird es besser".

Um mich herum erfahre ich bestmöglichste Unterstützung, insbesondere hinsichtlich meiner Tochter. Aber auch da plagen mich die Zweifel: Ich habe den Eindruck, sie läuft nur so nebenher. Ich bin nie ganz und voll da; es nervt mich oft auch einfach, dass ich z. B. am Wochenende/am Nachmittag nichts für' Studium tun kann. Auch wenn ich mich ihr gegenüber zusammenreiße, merken tut sie es. Und ich möchte doch in erster Linie eine gute Mutter sein - Priorität hat sie! Aber leider sind das nur Worte, die Realität ist eine andere. Ich ordne alles meinem Studium unter. Ich möchte nicht die gleiche beschissene Mutter werden, die ich kenne. Aber Tatsache ist: Ich kann einfach nicht anders. Ich kann mich nicht zerteilen. Will ich meinen Grundstein für meine berufliche Zukunft legen, muss ich Anforderungen erfüllen.Und ich gebe mir alle Mühe, alles für meine Tochter zu tun. Aber nur bemüht zu sein, reicht mir nicht. Und das macht mich unzufrieden.

All meine Gedanken und Gefühle äußern sich bekanntlich körperlich - das dürfte auch bei "normalen" Menschen ein Regelfall sein. Ich plage mich hauptsächlich abwechselnd Kopf- und Nackenschmerzen, mal mit Sehproblemen, mal mit Erkältungen oder Blasenentzündungen. In jedem Fall löst stets eins das andere ab - aber immer ist irgendetwas da. Und was mich aktuell so arg zum Nach- und Umdenken bewegt, ist auch ein körperliches Symptom: Eine Gehörgangsentzündung ("Ich kann es nicht mehr hören" - passt da ganz gut) endete mit Ohrenrauschen ("Hör endlich hin!"). Nicht nur, dass ich den Vormittag heute damit verbrachte, mit mir zu hadern, ob ich verschriebenes Kortison auch nehmen soll, nein - vielmehr bekam ich zweifach medizinische "Ratschläge". Nämlich dass ich endlich auf meinen Körper hören soll. Und es stimmt ja auch: Dass ich mit Ende zwanzig ähnlich gebrechlich bin, wie 80-jährige, dürfte eher unwahrscheinlich sein. Zumal ich rein medizinisch tatsächlich gesund bin.

Ja - und nun? Aufgeben? In meinen Augen "ablosen"? Oder die Hürde überwinden und weitermachen?

Erschwerend hinzu kommt, dass das, was ich da studiere, zwar ganz nett ist, aber eben nicht das, was mir so wirklich liegt. Anders formuliert: ich sehe mich doch eher kreativ tätig, insbesondere mit den Händen, statt stets logisch-denkend im Geiste tätig.

Ich weiß momentan nichts. Ich weiß nur, dass was passieren muss.