Montag, 30. Juli 2012

Briefe einer Mutter

Nach dem Umzug in ein anderes Leben hielt ich teilweise Schriftkontakt zu meiner Mutter. Die Briefe habe ich alle behalten und möchte querbeet einige Passagen zitieren, damit ihr einen kleinen Einblick bekommt.


Kurz nach dem Umzug:
"Kontakt möchte ich nicht. Es sei denn, du treibst dich nicht mehr rum und gehst regelmäßig zur Schule und bekommst gute Zensuren. Dann bin ich bereit, ansonsten vergiss bitte alles."
"Innere Werte hast du auch nicht, du passt zu deinem Äußeren..."
"Was hast du angerichtet? Du hast es erreicht, dass wir .... nicht mehr mit einander reden."
"Du bist auf der Sprosse einer Leiter ganz unten. So sind wir in unserer Familie nicht. [...] Du passt nicht mehr zu uns, daher lehne ich den Kontakt ab."
"Du bist nicht ehrgeizig und hast keinen Willen und solchen Menschen kann man nicht helfen, man muss sie fallen lassen bis sie ganz unten sind."
"Ich kann unter den jetzigen Umständen kein normales Zueinander mit dir finden. Worüber hätten wir zu reden? Materielle Dinge zählen nicht, aber schämen möchte ich mich auch nicht wegen dir."
"Sollte es etwas zu regeln geben, bitte übers Jugendamt."

Ein Jahr nach dem Umzug:
"Du brauchst mich nicht vermissen..."
"Ich habe mich erkundigt. Du kannst deinen Geburtsnamen wieder annehmen. Denke darüber nach und gib mir dann schriftlich deine Einwilligung."


Während langer Krankheit, wodurch ich (zum Glück) meine erste Ausbildung beenden musste:
"...bewege dich und sieh zu, dass du dein Leben in den Griff bekommst. Oder ist es schön, ein Versager zu sein?"


Kurz nach Beginn meiner Ausbildung:
"... ich möchte gern dass du weißt, das Durchhalten deiner Ausbildung ist für unsere Beziehung und auch für dein ganzes weiteres Leben der entscheidende Punkt...""
"... meine größte Angst ist, dass du die tägliche Fahrerei nicht durchhälst. [...] Betrachte diese Zeilen bitte als guten Ratschlag und als Warnung."
(in diesem Brief kamen aber auch die ersten neutralen - für mich gar lieben - Worte meiner Mutter zum Ausdruck)


Hauptsächlich ging es in den Briefen darum, dass ich mein Leben ordne. Was ich heute - vielleicht auch auf Grund eigener Mutterrolle - gut verstehen kann. Und auch, dass man deshalb zu arg ungewöhnlichen und/oder harten Methoden greift. Zu der Zeit jedoch konnte ich das nicht verstehen, es wirkte kalt, herzlos. Eben nur auf die Funktion bezogen, wobei persönliche Befindlichkeiten keine Rolle spielen. Nun ja, aber auch heute muss ich bei einigen Textpassagen noch ganz schön schlucken...

Diagnose & Therapie - ein Überblick



Da steht sie nun, die Diagnose. Meine Diagnose. Nur ein paar Wörter auf Papier. Wobei mir weiterhin unklar ist, warum dort "Phobie" steht, vielmehr sollte dort "Angsterkrankung/Panikstörung" stehen.

Das sind nur Worte und im Grunde ist es mir gleich, was dort steht. Es geht nur darum, wie es sich anfühlt.

Die Persönlichkeitsstörung - in welche Richtung sie auch immer gehen mag - interessiert mich nicht weiter und ist für mich persönlich kaum spürbar. Schließlich lebe ich schon immer damit, zumindest seit ich mich bewusst erinnern kann. Was macht sie denn eigentlich aus, meine Persönlichkeit!? Ich weiß es gar nicht. Ich bin vom Sternzeichen Zwillinge, da ist ja sowieso alles jeden Tag anders ;)
Wenn ich mich aber selbst beschreiben müsste, würde es in Etwa so lauten:

  • sensibel
  • humorvoll
  • ehrgeizig
  • perfektionistisch, hochgradig anstrengend
  • mitfühlend
  • höflich
  • ängstlich
  • selbstUNsicher

Seht ihr, mehr fällt mir schon nicht ein. Aber das vorerst auch nur am Rande.

Die Diagnose der Persönlichkeitsstörung liegt mir seit 2001 vor. Dort befand ich mich das erste Mal in Therapie. Zunächst auf Wunsch meiner Mutter (warum nur - ich versteh' es bis heute nicht), später dann, weil es dringend notwendig war. Leider wurde ich in der schweren Zeit, von der ich euch auch noch ausführlich erzählen werde, von einem Psychologen zum Nächsten geschickt. Daher legte ich die Seelenheilung irgendwann erstmal aufs Eis. 


Seit 2006 weiß ich von meiner Angststörung. Dies war dann der Auslöser, weshalb ich mich wieder in Therapie begab. Zunächst ambulant, dann teilstationär. Und es war gut. Mir ging es gut. Also führte ich keine ambulante Behandlung fort.

Mit der Geburt meines Kindes kam die Angst zurück. Und so befinde ich mich nunmehr seit 2010 in ambulanter Behandlung. Dieses Mal habe ich großes Glück: Ich habe eine Psychologin gefunden, bei der alles stimmt. Ich mag sie als Person, ich mag sie als Fachfrau. Die Chemie scheint einfach zu stimmen. Und insbesondere die Therapieansätze, die mir anfangs befremdlich erschienen, wirken. Ich bezeichne dies gern als ganzheitliche Behandlung mit ersten Teilerfolgen - riesen Schritte für mich. Und dieses Mal ziehe ich die Therapie durch, bis es subjektiv "gut" ist.


Lovely...

Donnerstag, 26. Juli 2012

Wankelmut


One day baby, we'll be old
Oh baby, we'll be old
And think of all the stories that we could have told

Dienstag, 24. Juli 2012

Ein Anfang.

Für mich. Und hoffentlich für manch' anderen ebenso.

Da ist er nun, mein Blog. Um meine Geschichte zu erzählen, mir selbst zu helfen, neues zu erproben und in regen Austausch mit Gleichgesinnten und Interessierten zu kommen. Teilhabe an einem individuellen Schicksal, so könnte man es wohl nennen. In jedem Fall soll es trotz all dem Individualismus interessant und trotz der teils traurigen Geschichte amüsant sein und werden.

Ich freue mich auf die Zeit mit euch und mit mir.

Lovely...