Freitag, 10. August 2012

Es war einmal die Angst... || Teil II

So begab ich mich in die teilstationäre Therapie.
Komisch war das, anfangs. War ich doch irgendwie die Jüngste. Und der Ablauf... morgens Frühstück, jeder war abwechselnd dafür verantwortlich. Lockere Gruppengespräche. Verlaufsgespräche mit den Therapeuten. Einmal die Woche Einzelgespräch mit der Psychologin. Ansonsten noch Sport, kognitive Therapie, kreatives Austoben ... Am Nachmittag ging es wieder nach Hause. Es fing an, mir zu gefallen. Ich tat etwas für mich. Und ich lernte Menschen mit ähnlichen - teils auch mit schlimmeren - Problemen kennen. Eine Person hat es mir da besonders angetan, noch heute fühle ich mich sehr zu ihm verbunden und habe ihn richtig lieb gewonnen. Allein dafür hat sich die Therapie gelohnt! Während der 6-wöchigen Therapie erschien es mir so, als hätte es nicht wirklich geholfen. Die Symptome waren allesamt noch da. "Ich habe das Gefühl, Sie sind noch reifer geworden", sagte irgendwann im Nachgang mal mein Chef zu mir. Ja, vermutlich hat er recht. Denn auch wenn die vordergründigen Symptome in der Therapie nicht wirklich bekämpft wurden, so hat es mich doch selbst ein Stück weitergebracht: zu mir selbst. Und das ist eben ein unbewusster Prozess, der sich nicht mittels Vorher-Nachher-Vergleich unmittelbar faktisch feststellen lässt.

Doch die Angst, die war noch da. In größeren Abständen. In anderer Weise. Sie kam plötzlich, aus dem Nichts. Beim Essen, beim Aufstehen, beim Einkauf ... einfach so. Das ist das Tückische: Man weiß nie, wann sie wieder zuschlägt. Und das macht Angst. Angst vor der Angst. Aber ich wollte da raus, raus aus diesem Teufelskreis, rein in das Wohlbefinden. Mit Yoga fand ich einen Ansatz. Ein Kurs an der VHS ermöglichte mir das Erlernen dieser durchaus schweißtreibenden Entspannungsmethode. Und genau im Laufe dieser Zeit hörte es auf. Weg war sie, die Angst. Und mit ihr auch der ehemalige Partner.

Mit neuem Partner an meiner Seite war die kleine fiese Hirnzelle mit dem zwanghaften Gedanken "Angst" völlig zerstört. Es gab sie nicht mehr. Yipppiiee, endlich!


12 Stunden quälte ich mich schon - und es wollte nicht aufhören. Kein Ende in Sicht. Ich kann es nicht kontrollieren, die Schmerzen kann mir keiner nehmen. Das Tageslicht schlich sich durch die Vorhänge in den Kreißsaal. "Mein Magen, er tut so weh...". Doch keine Hebamme wusste sich hierzu einen Rat.
Mit Geburt meiner Tochter war natürlich sämtliche Quälerei vorbei und es ging mir gut.

Woow, so ist nun. Du bist Mama. Das ist deine Tochter. Ein neues Leben beginnt. Unendliche Freude.

Seltsame Gefühle dann im Wochenbett. Ich fühlte mich leer, war appetitlos, überfordert, teilnahmslos. "Passen Sie auf, dass Sie nicht in eine Pychose geraten", sagte meine Nachsorgehebamme. Wieder Angst. Angst, in eine Psychose zu geraten.

"Fährst du mich ins Krankenhaus?", fragte ich. Ich konnte nicht mehr. Mein Magen drückte so fies, mein Herz sprang mir aus der Brust, ich fühlte mich elendig. Wie kurz vorm Aufgeben. Dreimal fuhr eine liebe Freundin mit mir in die Notaufnahme und verbrachte mit mir etliche Stunden dort . Diagnose: Nichts. Sie sind völlig gesund. "Aber es könnte doch... die Hormone mangels Antibabypille ... oder eine Störung der Schilddrüsenfunktion...oder irgendwas mit'm Blutdruck...sonst machen 'se doch mal 'n EKG, irgendwas is da - bestimmt." Doch all das war in bester Ordnung. Ich heulte. Überströmt mit Tränen jammerte ich den Arzt voll, dass das doch so nicht ginge, ich habe ein kleines Kind Zuhause, wie soll ich das... ich schaff das nicht ... ich kann nicht. Hilfe! "Frau Flüsterkind, das sind Panikattacken!"

Neeein! Nein. Das sind keine. Ich mach' das nicht noch einmal durch. Vergessen Sie's!

Zur Vervollständigung: Teil I (klick) und Teil III (klick)


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