Mittwoch, 8. August 2012

Es war einmal die Angst... || Teil I

2006 ein Tiefschlag der geschundenen Seele.
Kribbeln im ganzen Körper, Beklemmungen, Luftnot. Ich sterbe jetzt sicherlich.
Als ich wieder aufwachte, war da sofort dieses verkrampfte und zwanghafte Überlegen, was war. Diese Angst. Oh nein, es kommt sicher wieder. Oder fühle ich mich gut? Wie geht es mir denn? Da ist es wieder. Nein, ich muss hier weg. Raus. Ins Krankenhaus. Bevor...

"Sie sind körperlich völlig gesund. Gehen Sie zu Ihrem Hausarzt."
Hmm, der hat bestimmt etwas übersehen.

Aber das hat der Hausarzt scheinbar auch. Nichts. Alles gesund. Aber warum geht es mir so schlecht? Was ist das?

Lange wusste das niemand.
"Frau Flüsterkind, das sind Panikattacken!"
Bitte was?
Nee, ich hätt' einfach gern nur ne Pille dagegen. Ich nehme die gern auch langfristig.

Aber nichts da. Ich solle mich an einen Psychologen wenden. Schon wieder? Nein, auf Teufel komm raus wollte ich das nicht. Ich hab doch all mein Innenleben schon möglichst gut vermummt und versteckt, das hol ich nicht wieder raus.

Die Überwindung kam erst nach dem 5. Notarztbesuch. Weil ich jedes Mal wieder dachte, ich sterbe.
Ich bekam nunmal gar keine Luft, zitterte am ganzen Körper, konnte nicht mehr geradeaus gucken und hatte einen gefühlten Puls von 529. Todesangst, ganz eindeutig!

"Panikattacken haben viele Facetten", sagte sie. Die neue Psychologin.
Mir war das sowas von egal. Ich wollte nur was dagegen haben. Bekam ich aber nicht.
Hyperventiliert habe ich. Das habe ich nach und nach begriffen. Und auch, was da in meinem Körper passiert. Aber die quälenden Fragen, WARUM ich darunter leide, WARUM es gerade mir passieren muss, WARUM ich das nicht unter Kontrolle habe, WARUM ich so schwach bin, die konnte ich mir Jahre lang nicht beantworten.

Und all das, wo ich doch mitten in der Ausbildung war. Ich konnte und wollte nicht "auf Krank machen" und Schwäche, die mich dann vielleicht wieder zurückwirft, konnte ich mir nicht erlauben - jetzt, wo ich mein Leben wieder gefunden habe. Ein Teufelskreis. Und immer diese erneute Angst vor der nächsten Attacke. Die Spirale drehte sich ständig in meinem Kopf. Doch wenn ich mich voll konzentriert mit meiner Arbeit befasste, ging es mir gut. Ich vergaß, daran zu denken. Doch dann kam die Heimfahrt, mit der ich wieder daran dachte und es mir schlecht ging.

Zur Arbeit konnte ich mich aufraffen. Andere Aktivitäten kosteten mich sehr sehr viel Überwindung. Ich wollte möglichst Zuhause bleiben, denn das Krankenhaus ist nicht weit. Ich klügelte vor "Ausflügen" aus, wo das nächste Krankenhaus aus und wie lange ich dorthin bräuchte. Aber am Liebsten blieb ich doch einfach Zuhause.

Ich bin nicht sicher, aber ich kann mir vorstellen, dass ich zu dieser Zeit eine Art depressive Verstimmung hatte. Somit hatte ich zweierlei Übel: Panik und vorübergehende Depression.

"Am Besten, sie begeben sich in eine stationäre Behandlung."
Schon wieder abschieben? Stationär? Aber ich habe doch eine Ausbildung! Das geht nicht.
Aber es war der einzige Weg, der Sinn machte.

So suchte ich das Gespräch mit meinem damaligen Chef.
Ihr könnt' mir alle erzählen, was ihr wollt, aber keiner, wirklich keiner hat einen besseren Vorgesetzten als ihn. Ein grandioser Mann mit Blick auf das Potenzial eines Menschen, unabhängig äußerer Erscheinungen oder Missstände im bisherigen Leistungsnachweis. Ich verdanke ihm viel, verdammt viel.
Von ihm gab es grünes Licht für meine Therapie. Er wusste von meiner Psyche und gab mir die Therapie auch als menschlichen Rat mit auf den Weg.

Zur Vervollständigung: Teil II (klick) und Teil III (klick




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