In den letzten Therapiestunden habe ich zusammen mit meiner Psychologin festgestellt, dass sich allmählich und langsam wieder Emotionen in mir zeigen. Eigentlich total toll, weil es aufzeigt, dass es vorwärts geht. Aber mich steckt es erstmal in die Angst-Schublade, da ich mit diesen Gefühlen gar nicht umzugehen weiß.
Es mag unwahr klingen, aber ich habe ja tatsächlich irgendwie verlernt, zu fühlen. Zumindest hinsichtlich negativer Emotionen. Als Kind musste ich solch' Gefühle, aber auch besonders glückliche Gefühle wie übertriebene Freude und Euphorie, stets unterdrücken,. Das war eben nicht gewollt, weil es auffiel. Und in meinem Familienkreis war das verpönt. In meinem Tiefpunkt dann gab es hin und wieder Gefühle, die mich aber auch übermannten. Und dann, mit der Zeit, gingen sie davon. Gefühlt habe ich irgendwie natürlich schon, ich war auch traurig, wütend etc. Aber nicht so richtig. Das lief mehr gedanklich ab, ohne irgendwelche Empfindungen. Liebe hingegen konnte ich immer fühlen, das habe ich - zum Glück - nie verlernt/aufgegeben.
Geballt kamen die Empfindungen dann immer in Form von Panikattacken oder all dem, was mich neben den akuten Attacken so begleitet.
In den letzten Wochen aber (ich schrieb es ja bereits) fühlte ich mich schlechter. Aber auch nicht ganztägig, sondern immer nur mal so zwischendrin. Das machte mir höllisch Angst. Vielleicht verfall' ich ja in eine Depression? Oder bekomme 'ne Psychose? Irre Gedankengespenster. Was natürlich das negative Empfinden um einiges verstärkt.
Nun weiß ich ja, dass sich da langsam die ganz normalen Emotionen einschleichen. Und Gefühle heißen Gefühle, weil man sie fühlt. Und dann darf man sich auch leer, antriebslos usw. fühlen. Ich hoffe sehr, dass ich es so annehmen kann und verstehen lerne, damit umzugehen. "Man muss sich auch mal schlecht fühlen, um zu wissen wie es ist, wenn man sich gut fühlt. Nur dann kann man das genießen.", so meine Therapeutin.
Aber natürlich war es wieder eine meiner Fragen an meine Therapeutin, wie genau sich negative Empfindungen denn nun äußern. Ich will es ja einordnen und möglichst kontrollieren können, ich Freak. Eine Antwort darauf gibt es selbstverständlich nicht. Und vermutlich kann mich nicht immer jemand an die Hand nehmen um mich zu leiten, sondern ich muss kleine Wege auch allein gehen. Und dieser beginnt jetzt, in dem ich meine Gefühle kennenlerne und übe, sie als Teil von mir zu integrieren. Dabei bin ich aktuell sehr interessiert, wie Andere fühlen. Wie es ihnen damit geht, wie sich die Gefühle halt so zeigen. Ich kann davon nur lernen - und ja, ein Stück Sicherheit gibt es mir vielleicht auch. Denn ein bisschen allein fühle ich mich gerade, so mit Mitte 20 ahnungslos in Sachen eigenes Empfinden. Das ist mir nicht peinlich, aber wirft Fragen auf: Tausend Sachen lernt man, teils mühelos. Aber mit seinen Emotionen umzugehen, das nicht?! Irgendwie beschäftigt man sich doch auch ungern mit sich selbst - im Sinne von "Wie geht's mir eigentlich? Was will ich? Was sind meine Ziele/Träume? Gibt es da nicht Etwas, das mich sehr beschäftigt? Muss/kann ich etwas ändern?". Und ja, auch ich gehöre dazu. Mir geistert das alles immer und immer wieder im Kopf und natürlich befasse ich mich auch mit vielen Sachen, aber nicht mit den Sachen, die richtig wehtun könnten - weil man es ja fühlt.
Das wird noch eine Herausforderung für mich. Aber rückblickend kann ich nur sagen: Was ich bisher schaffte, schaff' ich auch in Zukunft.
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Vielen dank für deine Gedanken zu diesem Thema !!! Ich finde mich teilweise drin wieder. Lg Sabrina
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