Sonntag, 15. Juni 2014

Sind das noch Menschen?

Zu meinen "Eltern" habe ich ein sporadisches und angespanntes Verhältnis. Gängiger Standard waren gelegentliche Telefonate und Besuche - wobei ich stets dort war.

Als ich meinen Bachelor in der Tasche hatte, gratulierten sie mir beiläufig. Das hat mich sehr getroffen. So sehr, dass ich in einem Telefonat all meinen Frust abließ. Intention war, dass ich mir mehr Interesse wünsche. Dass sie sich mal melden. Interesse auch an meiner Tochter haben.

Nach diesem Telefonat herrschte lange Funkstille. Bis ich irgendwann einen verpassten Anruf von "Mutti" auf dem Display sah. "Du meldest dich ja gar nicht mehr. Bist du sauer?". Wow. Wieder nichts begriffen. Trotzdem vereinbarten wir, dass sie meine sich nach ihrer Oma sehnende Tochter einen Tag lang zu sich nimmt. Gesagt. Getan. Verfrüht kehrte nach diesem "Tag" ein panisch-heulendes Kind, angepisste Eltern und eine biestige Stiefoma bei mir ein. Mein Kind sei "unnormal"(!) panisch bei dem sich austobenden Gewitter gewesen. Wie furchtbar! Sie hat sich ja gar nichts getraut. "Ich kann mich nicht erinnern, dass jemand aus MEINER Familie so ängstlich war", tönte meine Stiefoma. Alle anderen Kinder DER Familie seien an diesem "Tag" so lieb gewesen. Klar. Vorzeigekinder. Zwanzig Minuten dieses Herrschaftsbesuchs in meiner Hütte musste ich mit Bemängelungen meines Kindes ertragen. Ja, das hat mich verletzt. Viel schlimmer ist aber, dass mein Kind seitdem tatsächlich mehr als panisch auf Gewitter reagiert. Die erste Frage des Tages lautet nun immer, ob es heute gewittert und wir nicht nochmal den Wetterbericht hören können. Bei einer dunklen Wolke am Himmel - und sonstigem Sonnenschein - steht meine Tochter panisch zitternd am Fenster und traut sich nichts. Allein zur Toilette geht sie seitdem auch nicht. Nun frage ich mich doch, was an diesem besagten "Tag" vorgefallen ist - denn so war sie vorher nicht.



Nun telefonierte ich heute mit meiner Omi, die gestern Besuch von meiner Mutter hatte (Wunder!). Dort wurde ordentlich Dampf abgelassen:  Meine Tochter ist ein sehr schwieriges Kind. Zu der sie ohnehin keinen Zugang hätte. Wie auch, ist laut eigener - mit hohnendem Gelächter posaunte - Aussage ja eh nur das "Halbenkelkind". Nie würde sie mit meiner Tochter in den Urlaub fahren. Das sei mit einem solch komplizierten und missratenem Kind nicht möglich. Außerdem ist die Mutter dieses Halbenkelkindes auch nicht besser. Daher fahren die lieben Eltern lieber zum Sohnemann - 2,5 Autostunden entfernt. Tatsächlich sind sie dort etwa alle 4 - 6 Wochen. Bei mir etwa 2 Mal im Jahr: zu meinem Geburtstag und dem meiner Tochter.

Die Äußerungen über meine Tochter (die, ohne es rechtfertigen zu wollen, ein wirklich tolles Kind ist!) tun mir endlos weh. Dass ich nicht gut genug bin, weiß ich. Auch, dass ich es nie war und nie sein werde. Aber dass sich nun meine Tochter diesen Schuh anziehen soll, geht mir zu weit.

Morgen war anlässlich meines Geburtstag die kurze Anwesenheit dieser "Eltern" angedacht. Ich sehe momentan keine Veranlassung, mir diesen Tag mit solch' unnormalen, komplizierten, missratenen und schwierigen Menschen zu versauen.



2 Kommentare:

  1. Liebes Flüsterkind,

    es schockiert mich, wenn ich das so lese. Diese Menschen haben wirklich keinen Funken Anstand und Mitgefühl, denn mit einem ängstlichen Kind geht man liebevoll um und macht es nicht noch nieder. Die Frage, was Deine Tochter so verschreckt hat, dass sie jetzt so heftig reagiert, stellst Du zu Recht.

    Den letzten Absatz kann ich nur so unterschreiben - Du bist zu wertvoll, um Dich mit solchen Menschen zu umgeben. Du hast weitaus Besseres verdient und Deine Tochter auch.

    Herzliche Grüsse
    Clara

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  2. ...dass du da nicht mal ausflippst und den Kontakt abbrichst. Das würde ich wohl tun...

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Ich freue mich über jedes Wort.