Montag, 16. September 2013

Heute

Ich traf auf eine äußerst gut gelaunte Mutter in den Räumen der Bank.
Mein Verhalten war relativ neutral. Freundlich, aber nicht überheblich.
Der Banktermin war recht schnell vorbei.

"Mutti, hast du jetzt noch ein bisschen Zeit?"
"Klar. Aber ich dachte Oma kocht uns zum Mittag noch unser Lieblingssüppchen? Kommt, wir kaufen alles ein."

Oh nein. Warum heute. Nie macht sie sowas. Nie interessiert sie sich für ihre eigene Mutter. Nie. Aber heute. Wo ich doch so viel vorhatte.

Ich war irritiert.
Wir kauften gemeinsam ein. Danach fuhr ich erstmal mit meiner Mutter alleine zu ihr nach Hause. Mir war mulmig. Und sie einfach gut drauf. Nett. Freundlich. Leicht mütterlich. So, wie sie sein kann, wenn der Stiefvater nicht in der Nähe ist.
Ich grübelte. Wie ich wohl am Besten anfange. Es dauerte ca. 60 Minuten Smalltalk, bis ich soweit war. Und ich sagte alles, auf geheimes Anraten meiner Oma beim Einkauf, sachlich und ruhig - was mich tatsächlich Kraft kostete. Ich wäre viel lieber emotional, dann aber auch sicher bösartig, gewesen.

Ich habe sämtliche Fakten genannt. Meine Gefühle. Meine Empfindungen.
Geknüpft an die Ereignisse vom Samstag, ausgeweitet auf allgemeine Störfaktoren. Alles.
Sie saß mir lediglich gegenüber. Und schwieg. Keine Erwiderung, keinerlei Resonanz, keine Antwort.
Nur im Nachgang hin und wieder eine Erklärungsversuch zur Inschutznahme ihrer Männer.
Und so schwiegen wir es dann beide tot. Ich hatte alles gesagt.

Das Süppchen bei Oma war lecker und die Atmosphäre tatsächlich auch gut. Wie lange war das her, dass wir 3 gemeinsam am Tisch saßen. Irgendwie war es schön.

Und doch fühlte ich mich unzufrieden. Unzufrieden mit dem Schweigen meiner Mutter.



8 Kommentare:

  1. Und doch noch was zu diesem Post: Mit dem Schweigen musst du wohl leben, aber die Respektlosigkeit musst (darfst) du nicht hinnehmen! Hach, ich könnt noch immer explodieren...
    Liebe Grüße! Sonja

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    1. Danke, meine Liebe. Du hast vollkommen Recht.
      Respektvollen Umgang hat doch jeder verdient. Und doch erst recht die eigene "Familie". Leider sieht das nicht jeder so.
      Liebe Grüße

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  2. Ich glaube schon fast etwas "totschweigen" haben Mütter so an sich...
    Bevor darüber geredet wird, wird gschwiegen. Ich habe lange gebraucht, bis ich das halbwegs akzeptiert habe. Es ist so und ich kann es nicht ändern.
    Aber mittlerweile lebe ich ganz gut damit, ich hab ja gesagt was mir am Herzen liegt...
    Ich fresse es nicht in mich hinein und somit gehts mir besser. Wie meine Mutter damit umgeht ist ihre Sache, ob es richtig oder falsch ist sei dahingestellt.

    Lieben Gruß

    *Kerstin*

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    1. Danke für deine offenen Worte, liebste Kerstin.
      Steht dann etwas Totgeschwiegenes zwischen euch? Oder ist danach alles so wie vorher auch?
      Eigentlich muss ein offener und ehrlicher Umgang untereinander, egal in welcher Konstellation, Grundvoraussetzung sein. Eigentlich.
      Liebe Grüße

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    2. Eigentlich ja... klar steht es dann noch im Raum, aber so nach ein paar Tagen, ist wieder alles wie vorher. Das ist schon seit Jahren so und mit der Zeit lernt man auch damit umzugehen. Es ist einfach ihre Art. Meiner Meinung die Falsche aber wie schon gesagt, mich bedrückt das nicht weil ich hab ja meinem Ärger oder Unmut Luft gemacht. :)
      Liebe Grüße

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  3. oh was passiert denn alles wenn man auf Reisen ist...ach Flüsterkind ich glaub ich bin grad so was, wie stolz auf dich!!! echt stark!

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Ich freue mich über jedes Wort.