Donnerstag, 4. Oktober 2012

Und die Anderen?

Psychische Probleme. Chronisches Schlechtfühlen. Komische körperliche Symptomatik. Hab nur ich das?

Das habe ich mich einige Male gefragt. Gut, ich weiß. Zum Glück ist der Großteil der Menschheit psychisch gesund. Solch Probleme wie ich hat also nicht jeder. Aber ist nicht jeder mal irgendwie unglücklich, traurig, antriebslos oder so? Und wenn ja, sind dann auch Symptome vorhanden, die einen auf irgendeine Art und Weise beeinträchtigen? Und wie gehen die Personen damit dann um?

Nach und nach findet man bei genauem Hinschauen hierauf Antworten.
Nehmen wir z. B. Aufregung und Prüfungsangst. Einigen schwitzen tierisch die Hände, anderen ist förmlich speiübel vor einer Prüfung. Manch einer hat Herzrasen ohne Ende... Bei Stress kann man ähnliches beobachten - auch körperliche Beschwerden wie bspw. eine Magenschleimhautentzündung oder Sodbrennen usw. können da durchaus mal die Folge sein.

Ich finde das beeindruckend. Nicht im positiven Sinne. Aber es ist schon krass, welch Auswirkung die Psyche hat. Oder besser: die Gedanken und die individuellen Gefühle. Und ja, ich muss ja zugeben, dass ich mich nicht mehr so allein fühle, wenn ich bemerke, dass auch andere vorübergehend mit solch Themen zu kämpfen haben - auf menschlich normale Weise. Wenn es mir nämlich nicht gut geht, kommt oft ungewollt der Gedanke: Allen anderen geht es ja gut. Die lachen und machen und jammern nicht. Ich hingegen könnte manchmal tagelang anderen die Ohren volljaulen. Umso interessanter ist es eben zu beobachten, dass es Parallelen gibt. Mit dem Unterschied, dass bei mir andere Ursachen vorliegen und ein Umstand sich mit z. B. dem Ablegen einer Prüfung nicht erledigt. Und für mich bringt es doch auch mehr oder mehr Normalität in meine Empfindungen. Ich bin also gar nicht so unnormal. Vielleicht etwas speziell und anderes betroffen, aber nicht unnormal. Und das kann wirklich gut tun. Insbesondere dann, wenn man von Kindesbeinen an lernt, dass für Empfindungen jedweder Art kein Platz ist. Und man bei Zorn, Traurigkeit oder überschwänglicher Freude "spinnt". So bekommt man mit auf den Weg, dass Gefühle zwar da sein dürfen, aber man sie nicht zeigen oder teilen soll. Und irgendwann kommt dann das Ungleichgewicht zutage: Bisher wurden alles an Emotionen nicht sonderlich beachtet - und dann prasselt alles auf einen ein. Ein geplatzter Knoten = meine erste Panikattacke. Und wie geht man dann damit um? Das muss man lernen. Und wie ich merke, tue ich das seit einigen Jahren - weil es nicht von heut auf morgen geht. Und immer wieder schleichen sich die alten Denkmuster ein: "Nein, ich kann mich jetzt nicht schlecht/traurig/antriebslos fühlen." Ich stinke dann hin und wieder gegen an, gerade gegen die negativen Empfindungen. Klar, wer will sich schon schlecht fühlen. Aber gehört das nicht auch zum Leben dazu? Man wird es manchmal wohl nicht umgehen können und sollte es dann auch zulassen. Ich meine, wenn man von Anfang an einen offenen und vertrauten Umgang mit solch Empfindungen hat, empfindet man diese Gefühlslagen nicht mehr als immens schlimm. Darum versuche ich das auch mit meiner Tochter. Warum soll sie nicht mal wütend, bockig, traurig oder total aufgedreht sein? Man versucht als Eltern ja doch, einiges zu bremsen mit Sätzen wie "Jetzt ist aber gut", "Du musst jetzt nicht weinen"... usw. Ich versuche (!!! - klappt nicht immer) ihr Zeit zu geben, zu fühlen. Und dabei irgendwie da zu sein. Das gestaltet sich oft schwierig, aber allein lassen möchte ich sie auch nicht. Ich will ihr nur irgendwie das Gefühl geben, dass das alles normal und völlig okay ist. Denn ich kenn' das alles aus einer ganz anderen Perspektive und weiß, dass vieles "in anders" besser für mich gewesen wäre. Und wenn man Möglichkeiten hat, aus eigenen Erfahrung etwas (hoffentlich) Gutes für andere - insbesondere für das eigene Kind - tun zu können, dann sollte man das auch machen.

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