Freitag, 14. Februar 2014

erZIEHung III

Alltagsszenarien

Morgens
Morgens auszuschlafen (als Student eigentlich fast immer möglich) wäre der Knüller. Klappt aber nicht mit einem morgens-fröhlichen Zwerg, der spätestens 7 Uhr energiegeladen wach wird. Das ist ohnehin ein morgendlicher Krampf: Ich, totaler Morgenmuffel, der am Liebsten einfach nur seine Ruhe hätte. Sie, die total gut-gelaunte, die am Liebsten 5 Minuten nach'm Augenöffnen 'ne Runde laufen gehen würde. Ich muss mich morgens oft zusammenreißen, um nicht unfair-pampig ihr gegenüber zu sein. Und wenn's mal gar nicht geht, dass ich die Augen öffnen kann, dann vertröste ich das Kind noch ein Weilchen vorm Fernseher (und döse mit schlechtem Gewissen weiter).

Sie verbringt die ganze Zeit morgens mit mir im Bad - bis ich fertig bin. Und ja, das dauert. Und sie weiß das zu genießen und freut sich besonders, wenn ich den Föhn anschmeiße. "Mama, föhnst du mich auch?" Klaro. Was hab ich das als Kind geliebt. Da hätt' ich mich stundenlang vor'n Heißlüfter legen können. Herrlich!

Sofern wir den Weg aus'm Bad finden und sie mit meiner Klamottenzusammenstellung zufrieden ist (warum hat mir vorher niemand gesagt, dass auch kleine Mädchen super eitel sind?), geht's in die Küche. Ich mach Frühstück, sie füttert die Katzen. Wir frühstücken mit laufendem Fernseher. Ich halte das zwar auch nicht für pädagogisch wertvoll, würde aber verrückt werden, wenn ich mich dann all den zu beantwortenden Kinderfragen stellen müsste. Nach 'nem Kaffee geht das hingegen, dann bin ich endlich voll da.

Danach geht's ab in die Kita. Zum Glück mittlerweile recht gern.

Abends
Nun könnte man meinen, das Kind schliefe abends früh. Weit gefehlt.
Nach dem Abendessen - gegen 18 Uhr - waschen wir gemeinsam ab (tja, das Kind steht auf abtrocknen!) und das Kind darf noch ein bisschen 'K*ka' gucken. Dann ab ins Bad, waschen und Zähneputzen, Schlafzeug an und ab ins Zimmer. Ran ans Radio, Musik an und tanzen. "Mama, ich zeig' dir meine Ballerina." Jo. Dann danct sie quer durch's Zimmer - total clever, sie so kurz vorm Schlafen noch aufzuputschen. Mutti liest dann noch ein Buch und sie darf noch ein Weilchen spielen (zum Runterkommen, versteht sich). Die Zeit zwischen 'Mutti verlässt das Zimmer' und 'Yeah, das Kind schläft' verläuft in Etwa so:

"Maaaamaaa..." Sie stolpert ins Wohnzimmer, schaut zum TV, bleibt träumend stehen. "Ich wollt' dir noch einen Kuss geben." Wir knutschen. Sie dreht sich um, schaut zum TV, träumt. Nach 5 Minuten findet sie den Weg zur Tür.

"Maaaamaaa..., kann ich noch was haben? Was Süßes? Ich hab doch auch gut Abendbrot gegessen."
"Nein, du hast schon Zähne geputzt."
Dieses Szenario in dem Ablauf erfolgt ungefähr 7 Mal in Folge.

"Maaaamaaa..., kommst du mit? Ich muss pullern."

"Maaaamaaa..., deckst du mich zu?" (Das ist ein gutes Zeichen, es dauert nicht mehr lange")

"Maaaamaaa..., ich hab dich lieb."
Ich stehe freiwillig auf. "Ich dich auch."

Stille.
Kein Geräusch.

Manchmal steh' ich dann einfach so vor ihr und schau sie an. Entschuldige mich stillschweigend für meine Fehler. Und sage ihr, dass ich sie liebe.



Ja, ich freu' mich drauf, wenn das Kind schläft. Das heißt: Ruhe. Feierabend - im weitesten Sinne. Für mich geht's dann ja an den Schreibtisch. Trotzdem genieße ich die Zeit für mich, ohne stets aufmerksam und auf Trab sein zu müssen.



Ihr Muttis da draußen:
Macht euch bloß nicht verrückt und setzt euch unter Druck, eine TV-Werbespot-Mutti sein zu müssen. Jede Frau ist so gut Mama, wie sie kann (Ausnahme: meine eigene). Solange man die Liebe für das Kind im Herzen trägt und sein (!) bestmöglichstes versucht, kann quasi nichts schiefgehen. Lasst euch nicht beeinflussen. Denkt an das Kind UND an euch - nicht entweder oder. Dann wird aus dem Kind ein guter Mensch - auch wenn es morgens schon TV schaut. ;)



1 Kommentar:

  1. ;-) Schön geschrieben! Und Recht hast du!
    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende!
    Sonja

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Ich freue mich über jedes Wort.